Der Sexualzyklus der Hündin
Für viele Menschen ist der regelmäßig wiederkehrende Sexualzyklus einer Hündin und der damit verbundenen "Läufigkeit" oftmals ein Buch mit 7 Siegeln.
Daher finde ich es sehr wichtig für alle, die eine Hündin bei sich aufnehmen wollen, dass sie sich damit auseinandersetzen und die Hündin in ihren verschiedenen Phasen der hormonellen Einflüsse
auf Körper und Seele unterstützen können.
Wie groß der Einfluss der Hormone auf das Verhalten der Hündin ist, sehe ich bei meinen Mädels zu Hause und auch bei den Hündinnen, die bei mir im Training sind, immer wieder sehr deutlich.
Nachfolgend möchte ich einige Infos, Tips und Ratschläge für Hündinnenbesitzer weitergeben.
Die erste Läufigkeit setzt bei Hündinnen unserer Rasse meist zwischen 7 und 10 Monaten ein. Wir haben aber auch sehr "frühe" Mädchen dabei, die schon mit 5 Monaten das erste Mal läufig werden und
genauso auch sehr "späte" Mädchen, die erst mit 18 Monaten loslegen. Es ist jedoch alles in diesem Bereich als "normal" zu bezeichnen - also keine Sorge bekommen, wenn ein Mädel mal etwas länger
braucht.
Die Anfänge dieser ersten Läufigkeit werden leider oftmals von den Hündinnenbesitzern gar nicht wahrgenommen, denn eine junge Hündin zeigt noch nicht unbedingt die Verhaltensweisen, an denen man
bei späteren Läufigkeiten das Einsetzen und die Anfänge bemerkt.
Diese Verhaltensweisen beginnen manchmal schon 4 Wochen vor der Läufigkeit, hier einige Beispiele:
vom Verhalten etwas unruhiger (rastloser), vermehrtes Harnabsetzen (markieren), leichtes Anschwellen der Scham, manche sind auch insgesamt etwas "zickiger" in diesen Tagen (bis Wochen) bevor die
Läufigkeit richtig einsetzt. Sie können sich im Training oftmals schwer konzentrieren und versuchen auch, sich den Aufgaben zu entziehen.
Entdeckt man eines oder mehrere dieser Anzeichen, sollte man täglich einmal kurz mit einem weißen Küchentuch gegen die Vulva tupfen, damit man den ersten Tag der Läufigkeit feststellen
kann.
Der 1. Tag ist der Tag, an dem die erste Verfärbung auf dem Tuch sichtbar ist - auch wenn es nur leicht, zartrosafarben (fleischwasserfarben) als Hauch erkennbar ist - aber das ist der 1.
Tag. Von diesem Zeitpunkt an wird gerechnet und diesen Tag sollte man sich notieren, um nach 2 oder 3 Läufigkeiten einen Zyklus bei der Hündin erkennen zu können.
Innerhalb der ersten Tage wird die Blutung kräftigrot werden und sich verstärken. Auch die Scham der Hündin schwillt immer mehr an. Die meisten Hündinnen werden nun etwas ruhiger und sind sehr
liebebedürftig. Manche schlafen auch mehr als sonst. Wenn sie diese Ruhe benötigen, sollten sie sie unbedingt auch bekommen!
Nach ca. 8-9 Tagen verändert sich die Hündin in ihrem Verhalten, wird wieder etwas unruhiger. Die Zeit der Brunst (Östrus) beginnt. Bei jungen Erstlingshündinnen wird man davon eventuell noch
nicht viel bemerken. Der Einfluss der Hormone ist für sie so ungewohnt und unverständlich, dass sie eher verhalten reagieren.
Die Zeit des Östrus dauert in der Regel auch wieder ca. 8-9 Tage (kann aber auch länger oder kürzer sein!!!) In dieser Zeit haben die Hündinnen ihren Eisprung und die Blutung wird weniger oder
stellt sich sogar ganz ein. Die Hündin befindet sich nun in der "Standhitze". D.h., dass sie stehenbleibt und stillhält, wenn ein Rüde aufreiten und sie decken wollte. Sie ist jetzt nicht nur
deckbereit sondern auch empfängnisbereit. Der beste Zeitpunkt für ein erfolgreiches Decken ist der 1. und 2. Tag nach dem Eisprung.
Viele Hundebesitzer denken fälschlicherweise, dass, wenn die Blutung nachlässt, die Läufigkeit nun beendet sei - das ist aber ein gewaltiger Trugschluss! Denn erst jetzt ist die Hündin in der
heißen Phase für die Empfängnis von Nachwuchs!
Da man heute weiß, dass sich der Samen der Rüden bis zu 1 Woche in der Hündin fruchtbar halten kann, ist also auch schon vor dem Eisprung eine erfolgreiche Bedeckung möglich! Also, Achtung: nicht
nur in der Zeit der absoluten Standhitze kann Ihre Hündin erfolgreich von einem Rüden gedeckt werden sondern auch kurz davor!
Bitte gehen Sie in dieser Zeit nicht mit Ihrer Hündin ohne Leine raus und meiden Sie Orte, wo die Hunde frei laufen. Hat sich ein Rüde erst einmal Ihre Hündin ausgeguckt und ist womöglich sogar
schon aufgeritten, werden Sie es kaum schaffen, ihn von ihr herunterzubekommen. Sie könnten dabei Ihre Hündin und auch den Rüden sehr verletzen!
Manchmal tritt nach dem Östrus kurzzeitig noch mal etwas mehr Blutung auf, die Hündin wird aber ruhiger und das Schwangerschaftshormon Progesteron wird jetzt verstärkt produziert und befindet
sich auf dem Höhepunkt. Die Gelbkörper, die für das Einnisten des befruchteten Eis in der Gebärmutterschleimhaut sorgen, werden ebenfalls gebildet. Wurde kein Ei befruchtet, wird nach ca. 70
Tagen der Gelbkörper zurückgebildet.
Das bedeutet für unsere Hündin, dass sie "hormonell" immer nach einer Läufigkeit in eine sogenannte "Scheinschwangerschaft" geht. Diese wird von einigen
Hündinnen ganz problemlos durchlebt und man merkt ihnen überhaupt nichts an. Andere Hündinnen zeigen schon mal zum Ende der Scheinschwangerschaft hin typische Verhaltensweisen wie Unruhe,
Scharren und Graben im Garten, um eine Geburtsmulde herzustellen, Fressunlust, Milcheinschuss. Einige sammeln ihr gesamtes Spielzeug ein und verbringen es in ihr Körbchen.
Das alles ist normal! Zeigt Ihre Hündin sehr stark solche Erscheinungen, dann holen Sie sie aber ruhig aus dieser Situation heraus, machen mit ihr ein Spiel, toben mit ihr im Garten oder machen
einen ausgiebigen Spaziergang. Auch das Spielzeug sollte man dann in dieser Zeit lieber wegräumen, damit die Hündin sich in dieses "Brutverhalten" nicht so reinsteigern kann.
Beobachten und kontrollieren Sie auch regelmäßig die Zitzen der Hündin. Falls sie einen Milcheinschuss hat, ein paar Tropfen herauskommen und alles weich ist, ist alles in Ordnung und man muss
auch nichts unternehmen. Werden die Zitzen jedoch dick und hart, bahnt sich eventuell ein Milchstau oder eine Gesäugeentzündung an. Dann sollten Sie mit ihr schnellstens einen Tierarzt aufsuchen!
Nach ziemlich genau der Zeit, die eine Hündin sonst tragend ist, also in der Regel ca. 63 Tage, verändert sich das Verhalten der Hündin wieder und es ist fast von einem Tag auf den anderen so,
als sei nichts gewesen. Durch das Einstellen der Hormone kehrt die Hündin in ihren Alltag zurück und nun tritt die hormonelle Ruhephase für sie ein - der Anöstrus.
Die Zeit des Anöstrus ist eine für die Hündin sehr harmonische "Reparaturphase" für Körper und Seele. Sie dauert nur ein paar Wochen an, denn ca. 4 Wochen vor Eintritt der nächsten Läufigkeit
nehmen die Hormone wieder ihre Arbeit auf und der Zyklus beginnt von Neuem ...
Die Läufigkeit ist für eine Hündin etwas ganz "Normales", das zu ihrem Leben einfach mit dazugehört. Und Hormone sind notwendig, um körperlich gesund und psychisch stabil zu sein. Beobachten Sie Ihre Hündin mal genau in diesen verschiedenen Stadien der hormonellen Beeinflussungen - es ist unwahrscheinlich interessant, wie unterschiedlich die Tiere reagieren - gleiche Situation, aber anderer Hormonstatus -> löst völlig andere Reaktionen aus! Ich finde es äußerst spannend und habe dabei viel über meine Tiere und ihr Verhalten gelernt!